Leistungsdruck

Wenn der Druck die Grenzen sprengt.

Wer ständig über seine Verhältnisse lebt, ist irgendwann pleite. Diese einfache Regel gilt auch für unsere Energie. Kontinuierlicher Leistungsdruck bringt uns an unser Limit und weckt den Wunsch nach neuer Leistungskraft. Und das am besten sofort.

Willkommen im Zeitalter der Selbstopti­mie­rung.

Früher waren wir stolz auf unser Werk, heute auf unsere Erschöpfung: Mit dieser Diagnose beschreibt der deutsche Psychologe Stephan Grünewald in seinem Buch unsere Zeit. Aber woher kommt das? Was ist jetzt anders? Eine der äußeren Ursachen ist die Digitalisierung. Nachrichten mit den enthaltenen To-dos erreichen uns in Echtzeit und das ohne Trennung von Arbeit und Privatleben. Meist aber noch viel stärker ins Gewicht fällt die innere Ursache – unser eigener Anspruch. Soziologen nennen das 21. Jahrhundert auch das Zeitalter der Selbstoptimierung. Jede und Jeder soll immer und überall das Beste aus sich und dem Leben machen: die beste Figur, den tollsten Beruf und – natürlich – die perfekte Familie.1

Gut zu wissen

Über

50%

aller Erwerbstätigen arbeiten unter

Zeit- und Leistungsdruck.2

Nach einer Umfrage von Forsa empfinden etwa

30%

aller Schülerinnen und Schüler

Leistungsdruck.3

Vermeintliche Lösung: Hirndoping für mehr Leistungs­fähigkeit.

Erfolg ist die Währung einer Leistungsgesellschaft. Wer nichts leistet, zählt nichts. Dieses Credo hat sich fest in unser Hirn gebrannt und ist Treiber einer hohen Leistungsbereitschaft. Etwas geschafft zu haben, ist ein schönes Gefühl. In der heutigen Arbeitswelt allerdings bekommt das eigentlich Positive dieses inneren Belohnungssystems eine dunkle Einfärbung. Es verliert sein gesundes Maß und macht uns zum Getriebenen. Wird der Druck zu groß und das Hirn zu langsam, steigt die Angst zu versagen. Und die ist existenziell. Die vermeintliche Lösung: leistungssteigernde Medikamente als heimliche Powerbank. Nach einer DAK-Studie steigt der Anteil der Beschäftigten, die Hirndoping betreiben, kontinuierlich.4 Und das ist mit großen Risiken verbunden.

Gut zu wissen

Bis zu

12%

der Berufstätigen

stärken ihre kognitive Leistung durch verschreibungspflichtige Substanzen.5

Um leistungsfähiger zu sein, haben

3 Mio.

Deutsche

schon mindestens einmal ein Medikament eingenommen.

Die große Täuschung: Die Negativspirale der chemischen Helfer.

Was erst helfend erscheint, ist in Wahrheit schädlich. Auch und insbesondere für die Leistungsfähigkeit. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen erklärt dazu: "Oft zeigen aber alle diese Medikamente keine oder nur kurzfristige und minimale Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Im Gegenteil kann diese sich sogar verschlechtern. Demgegenüber steht die Gefahr einer Abhängigkeit und anderer schwerer Nebenwirkungen bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen".

Großer Schaden, geringer Nutzen: die Nebenwirkungen.

1/9

Ausgeprägte Erregungszustände

Gefühl des Getriebenseins

Emotionale Abstumpfung

Extreme Müdigkeit

Depressive Stimmung

Gereiztheit

Schlafstörungen

Appetitlosigkeit

Herzstolpern

Gut zu wissen

Bei Leistungsdruck und Überforderung solltest du unbedingt etwas verändern. Auf Dauer wird dieser anhaltende Stress deiner Gesundheit schaden. Keine Angst: Du musst nicht immer dein ganzes Leben ändern. Manchmal reichen kleine, neue Routinen.

Für ein gesundes Leben

Icon Pfeil Quellen

1. Grünewald, S. (2013). Die erschöpfte Gesellschaft: Warum Deutschland neu träumen muss (1. Aufl.). Campus Verlag

2. Ahlers E. Arbeitsbedingungen, Leistungsdruck, Gesundheit am Arbeitsplatz. Research Papers in Economics 2003; 112

3. Endstation Depression: Wenn Schülern alles zu viel wird. Ihre Krankenversicherung für jede Lebenslage KKH, abgerufen am 22.01.2023

4. Hirndoping. DAK-Gesundheit, abgerufen am 22.01.2023

5. „Hirndoping“ – lernen leicht gemacht mit Pillen? DLR Gesundheitsforschung, abgerufen am 22.01.2023

6. Amphetamine, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, abgerufen am 22.01.2023