Angst und Unruhe

Wenn sich die Angst ins Leben schleicht.

Angst ist ein gelegentlicher Gast bei jedem von uns. Und das ist gut so. Denn sie warnt uns vor Gefahren und schützt unser Leben. Manchmal verändert sie allerdings ihren Charakter und wird selbst zur Gefahr.

Immer und überall: Auf einmal dreht sich alles nur noch um Angst.

Ein traumatisches Erlebnis, ein Schicksals­schlag, eine belastete Kindheit oder einfach eine Lebensphase, in der man ständig über seine Grenzen geht: Eine Angsterkrankung kann plötzlich und unvermittelt auftauchen oder sich langsam über Jahre aufbauen. In vielen Fällen löst sie sich von ihrem eigentlichen Auslöser und schwappt in alle Lebensbereiche. Hat die Angst erstmal das Ruder in der Hand, ist die Verlockung groß, zum angst­lösenden Medikament zu greifen – größer auf jeden Fall als der Gedanke an die Abhängig­keits­gefahr.

Gut zu wissen

Angststörungen

sind die häufigsten psychischen Erkrankungen.

In Deutschland leiden ca.

12 Mio.

Menschen unter einer Angststörung.1

Ausnahme­zustand im System: Die körperlichen Symptome einer Angststörung.

Angst ist ein Gefühl, das unseren Körper fest im Griff haben kann. Und dabei ist es völlig egal, ob die Angst durch eine tatsächliche Gefahr oder nur durch eine eingebildete Gefahr entsteht. Unser Hirn drückt alle Alarmknöpfe und unser Körper reagiert prompt. Von einer Angststörung spricht man allerdings erst dann, wenn die Angst seit mindestens 6 Monaten besteht, übermäßig stark ist, der Situation nicht angemessen erscheint und den Alltag stark beeinflusst. Kennzeichnend sind auch eine permanente Besorgtheit und Anspannung wegen alltäglicher Probleme und Ereignisse.

Von kleiner Angst bis Panikmonster: Die große Bandbreite der Angst.

Angst kann vieles sein. Das Spektrum reicht von einer starken emotionalen Reaktion auf einen konkreten Anlass – zum Beispiel beim Betreten eines Flugzeuges oder bei der Begegnung mit einem großen, kläffenden Hund – bis hin zu diffusen negativen Erwartungen und Befürchtungen. Der Unterschied: In dem einen Fall handelt es sich um Ängste, die uns vor einer realen, wenn auch geringen Gefahren­wahr­scheinlichkeit warnen wollen, in dem anderen Fall entwickeln die Ängste eine von der tatsächlichen Situation völlig losgelöste Eigendynamik und steigern sich ins Unermessliche. Für die Betroffenen selbst ist das meist völlig unerklärlich, was das Angstgefühl noch bedrohlicher macht.

Als Grund werden dann häufig die Situationen empfunden, in denen sich diese Angst das erste Mal breitgemacht hat. Die Folge: Es kommt zu typischen Vermeidungs­strategien, die ein aktives selbstbestimmtes Leben immer mehr einschränken. Und die den besten Nährboden bilden, um die Angst immer größer und unbeherrschbarer zu machen.

Welche Angst­störungen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Angststörungen. Die häufigsten sind:

Plötzlich auftretende Panikattacken, die mit extremen Ängsten wie Todesangst verbunden sind. Wiederkehrend innerhalb eines Monats und in der Regel ohne konkreten Auslöser. Wichtiges Symptom einer Panikstörung ist die Angst vor weiteren Panikattacken.

Angst vor engen Räumen, Menschenmengen und öffentlichen Plätzen. In vielen Fällen folgt die Platzangst einer Panikattacke.

Andauernde, übermäßige Angst und Sorge, etwas Schlimmes könnte passieren. Die Befürchtungen betreffen im Allgemeinen drei oder mehr Lebensbereiche (zum Beispiel Arbeit, Ehe und Finanzen) und dauern über mindestens sechs Monate an.

Angst vor negativer Beurteilung durch andere Menschen.

Die Angst vor der Angst.

Auf einmal wird die Angst selber zum angsteinflößenden Feind, der scheinbar überall lauert. Fachleute bezeichnen diesen Zustand als „Angst vor der Angst“. Nicht selten wird diese Angst eingeläutet durch eine unerwartet auftretende Panikattacke, die durch eine Reihe von körperlichen Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Schwindel, Übelkeit und Herzrasen begleitet ist.

Gut zu wissen

Schätzungen zufolge haben

15% aller Deutschen

schon einmal eine Panikattacke gehabt.2

Im deutschsprachigen Raum werden über

2 Mio.

Menschen regelmäßig von

Panikattacken

geplagt.3

Siamesische Zwillinge: Innere Unruhe und Angst.

Innere Unruhe und Angst liegen nah beieinander – und manchmal verwischen sich die Grenzen. Menschen, die unter innerer Unruhe leiden, fühlen sich gehetzt, haben das Gefühl, sie können keinen Moment lang stillstehen und spüren eine permanente Anspannung, verbunden mit dem Gefühl, diesem unerklärlichen Zustand hilflos ausgeliefert zu sein. Viele Betroffene erleben das als eine große Qual. Zumal auch körperliche Symptome wie erhöhter Puls bis hin zu Herzrasen hinzukommen können. Und das kann Angst machen. Umgekehrt ist auch eine Angsterkrankung in vielen Fällen mit innerer Unruhe verbunden.

Gut zu wissen

Innere Unruhe wird übrigens sehr unterschiedlich wahrgenommen und ist meist gekennzeichnet durch:

  • Innere Anspannung und Erregung
  • Schwierigkeiten, sich zu entspannen
  • Körperliche Symptome wie Schweißausbrüche, Schwächegefühl, Herzklopfen und Zittern

Problematisch wird innere Unruhe erst dann, wenn sie länger andauert und den Alltag beeinträchtigt.